Sonntag, 4. Dezember 2011

Weshalb ich überhaupt hier bin

Also in erster Linie suche ich mal endlich ein tolles, neues Zuhause!


Wenn man mir so ins Gesicht schaut, sollte man meinen, eigentlich gar kein Problem, aber als gehandicapter Hund ist das leider gar nicht so leicht (*psssst* und die kleine Große hatte tatsächlich noch keine einzige Anfrage und leider auch immer noch zuwenige Paten, um die entstandenen Kosten zu tragen, aber bitte - das muß sie nicht unbedingt wissen!!!)

Wieso ich gehandicapt bin? Tja, das ist in Griechenland leider schneller passiert als man weglaufen kann - mich hat wohl ein Auto erwischt, kann auch sein, dass ich aus einem fahrenden Auto geworfen wurde, ich kann mich wirklich nicht mehr so genau erinnern, ist vielleicht auch besser so... Jedenfalls wurde ich von netten Leuten an der Strasse gefunden und zu einer Tierschutzstation gebracht. Die Tierschützerin sah sofort, dass mit meiner Hüfte irgendwas nicht stimmte, aber ich konnte dort nicht untersucht werden, daher schickte sie einen Notruf nach Deutschland. Diesen las mein Pflegefrauchen, und da war der Entschluß auch schon gefasst - ich sollte nach Deutschland reisen, um untersucht und behandelt zu werden. Auch die Kolleginnen von der Tierhilfe Chalkidiki/Griechenland e.V. waren der Meinung - wenn mir geholfen werden kann, dann soll das geschehen und zwar schnell!

Das war auch wirklich nötig, denn so sah es aus, als ich ankam:



 Die linke Hüfte ausgekugelt und angeschwollen, der ganze Hund total schief...




Der linke Oberarm innen hart und geschwollen...




Es war mühsam, so zu fressen und mich zu bewegen, das linke Vorderbeinchen konnte ich gar nicht gut einsetzen. Die blöde Gitterbox wurde immer wieder zwischendurch mal für Ruhezeiten benutzt, denn, wisst Ihr, ich hatte mich ja schon so an meinen Zustand gewöhnt, dass ich trotzdem spielen und toben wollte. Das fand meine Pflegemama gar nicht gut und so bekam ich regelmäßige Zwangspausen verordnet, die ich aber schon als Mini einfach EMPÖREND fand und ebenso regelmäßig meinen Wassernapf durch die Gegend pfefferte wie auch die Abdeckung durch das Gitter in die Box zog, um sie ein bisschen zu zerlegen ;-). Irgendwie muß man seinen Protest ja kundtun!

Am zweiten Tag nach meiner Ankunft gingen wir zum netten Tierarzt hier im Dorf und ich wurde geröntgt. Da anscheinend nicht nur meine linke Hüfte betroffen war, bestand mein Pflegefrauchen darauf, auch mein linkes Vorderbein zu röntgen. Während der Aufnahmen habe ich ganz brav in ihrem Arm gelegen und alles über mich ergehen lassen - das gesamte Personal der Praxis war beeindruckt von meiner Tapferkeit ;-).

Ja, die Kleine mit den Fledermausohren lag zwar sehr ängstlich aber superlieb in meinen Armen und ließ das alles mit sich machen. Aufgrund ihres schlechten Allgemeinzustandes hätte ich sie wirklich nur ungern in Narkose legen lassen - sie war völlig ausgemergelt und fast kahl, wackelte bei jedem Schrittchen. Es schien als ahne sie, dass ihr nun geholfen werden solle.
Ihr Oberärmchen war nach einem Bruch schon wieder dabei - etwas schief zwar, aber nicht gelenkbeeinträchtigend - zusammenzuwachsen. Die Hüfte der selben Seite war ausgekugelt - welche Schmerzen muß dieses Hundekind schon ertragen haben?! Sie muß schon eine Weile mit diesen Verletzungen auf sich allein gestellt auf der Strasse überlebt haben - ein Welpe von 4 Monaten...
Beim nächsten Tierarztbesuch bei einer Chirurgiespezialistin einigten wir uns darauf, am Oberarm nichts zu machen, da jeder Eingriff die Funktionsfähigkeit des Ellenbogens  hätte beeinträchtigen können. Bevor wir  die Hüfte behandeln könnten, musste aber der Bruch vorne erst sicher verheilen.Einige Wochen später war es dann soweit, Nolys Hüft-OP (Femurkopfresektion) stand an:


Am Vortag war Noly operiert worden, man sieht noch gut, wie geschlaucht das kleine Mäuschen von der OP ist.

 
Es sieht recht gruselig aus, was zum Vorschein kommt, als die Ärztin nach ein paar Tagen das Pflaster abnimmt, ich behandle Noly in den folgenden Tagen mit häufigen Lymphdrainagen und kann so glücklicherweise eine erneute Eröffnung der Wunde, um die Flüssigkeit abzusaugen, abwenden. Kurz vor dem Fädenziehen sieht es dann schon "nur noch" so aus (und bessert sich in den Tagen danach zusehends).


Nach den ersten Tagen mit viel Ruhe beginnen wir ganz langsam aufbauend mit einem Gangtraining, vier Wochen hat Noly von der Ärztin komplett Leinenzwang verordnet bekommen,allerdings reicht das bei dem Quirbel bei Weitem nicht aus, da sie das Beinchen zwar kaum unter Kontrolle hat, aber gleich wieder losgalloppern will ;-)) Da mussten wir schön langsam dosieren und trainierten erst lange für ein stabileres Gangbild.


Pöh! Ich finde, ich bin seeehr stabil, jedenfalls galloppiere ich mittlerweile hier über die Wiesen, finde dabei immer wieder die ein oder andere Fuchsschiete (ja, sowas wird wichtig, als Teenie!!) und komme glücklich und stinkig wieder zu Frauchen zurück. Leider haben die Menschen hier wirklich nicht so viel Verständnis für meine Bedürfnisse als Pubertierende und so wird mein "Eau de renard" nach jedem Spaziergang in der Dusche wieder abgewaschen. Na, irgendwann werden die das schon aufgeben.

Schaut mal, sooo toll kann ich schon wieder laufen, macht mir auch irre Spaß!





Der kleine Schwarze ist übrigens der Kumpel, der am Anfang soviel Angst vor mir hatte (hihi). Auch er wurde in GR angefahren und hat hier wieder so richtig laufen gelernt. Mittlerweile bin ich aber schneller als er!










Noly ist wirklich ein wilder Feger, man muß ein wenig schauen, inwieweit sie sich auspowern darf und wann man dies stoppen muß, damit sie ihr Beinchen nicht völlig überfordert. Letztens hat sie eine Kurve nicht gekriegt und einen bühnenreifen Kusselkopf hingelegt, weil sie einfach etwas zu flott unterwegs war. Natürlich braucht sie als Junghund solch wilde Rennereien aber auch einfach zu ihrem Glück, ihr strahlender Blick anschliessend ist einfach wunderbar!

 



Ich wünsche Euch allen einen schönen 2. Advent! Gehe jetzt noch ein  bisschen Mäuseschnüffeln, rennen und Fuschsschiete suchen ;-)

Eure Noly von der Tierhilfe Chalkidiki/Griechenland e.V.

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